Selbstbestimmung gegen Fremdbestimmung
Runtastic bietet seinen Nutzer:innen eine App an, deren Nutzung Hilfe bei sportlichen Aktivitäten verspricht. Der Dienst stellt den Nutzer:innen damit in Aussicht, diese mittels Protokollierung ihrer Aktivitäten und der Vernetzung mit Gleichgesinnten bei der Verbesserung des eigenen Selbst behilflich zu sein. Das Zurückspiegeln der aggregierten Daten soll die Nutzer:innen dabei unterstützen, ihr Gesundheitsverhalten zu verändern, die eigene Fitness zu verbessern und ihr Leben selbstbestimmt zu verändern. Während die Nutzer:innen also am Front-End Daten bereitstellen, um im Gegenzug Möglichkeiten der Selbstformung zu erhalten, finden am Back-End ökonomische Tauschprozesse statt: Hier tauschte das Unternehmen Runtastic Daten zur monetären Verwertung mit seinem Eigentümer Adidas, verschiedenen Datenanalyst:innen sowie Werbekund:innen. (Stand 2018)1 Je mehr Daten die Nutzer:innen in die Plattform in Form von Lauf-Aufzeichnungen, Erfahrungsprotokollierungen (etwa in Bezug auf die Stimmung nach dem Lauf), Kommentaren usw. einspeisen, umso mehr kann ein subjektives Selbst-Archiv aufgebaut werden und die Plattform als Hilfestellung genutzt werden, um an sich zu arbeiten. Gleichzeitig zeichnen sie sich dadurch aber auch umso deutlicher für die Werbe-Industrie (oder zukünftig dem alleinigen Werber Adidas) als Targeting-Objekt ab. Denn umso mehr Daten über die Nutzer:innen zur Verfügung stehen, desto zielgenauer kann die Werbeansprache erfolgen. So verkehrt sich das Versprechen an die Nutzer:innen eine Infrastruktur bereitgestellt zu bekommen, um sich selbst nach eigenen Vorlieben zu verändern, am Backend in ein Versprechen für Werbetreibende Zielobjekte für passgenaue Werbebotschaften bereitzuhalten.
1
Die Analyse fand 2018 statt und gibt daher keine Auskunft über die aktuellen Tauschprozesse am Backend.